|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Download: Beobachtungsbogen für pragmatische Fähigkeiten Beobachtungsbogen BFP Handanweisung Ausgewählte Sprechakte / KommunikationshandlungenDiese Ausführungen verdeutlichen die verkürzte Tabelle der Sprechakte in: Schelten-Cornish, S., Pragmatische Ziele und ihre Verwirklichung in der Sprachtherapie, L.O.G.O.S. Interdisziplinär, 18 (4), 293 - 301. Diese Darstellung ausgewählter Sprechakte wurde in einem Therapieprojekt innerhalb des FiSchE Konzeptes (Frühe Interaktive Sprachtherapie mit Elterntraining, s. Schelten-Cornish, 2006, Schelten-Cornish & Wirts, 2008) verwendet, um pragmatische Ziele für die Zusammenarbeit mit Bezugspersonen verständlich darzustellen. Sprechakt bezeichnet die kommunikative Funktion von Äußerungen: Sprachkenntnisse sind erforderlich, sowie auch das Wissen, wie man diese Kenntnisse innerhalb einer bestimmten Kultur einsetzt. Weitere Sprechakte sind in der Taxonomie von Ninio und Wheeler (Ninio, 1991) zu finden. Die Sprechakttheorie kann das komplexe Wesen der Kommunikation nicht beschreiben. Hier ging es eher darum, anhand altersgerechter Beispiele der Sprechakte für die Bezugspersonen verständlich zu machen, was "sprachpragmatische" Ziele sein können. Perkins (2007) definiert die Sprachpragmatik als der Gebrauch von linguistischen und nicht-linguistischen Kapazitäten zum Zwecke der Kommunikation. Eine effektive Mitteilung benötigt nicht nur phonetisch/phonologisches, lexikalisch/semantisches und morphologisch/syntaktisches Wissen, sondern setzt eine altersgemäße Beherrschung kommunikativer Funktionen voraus. Sprachtherapie muss eine sprachpragmatische Kompetenz gerade im Umgang mit Gleichaltrigen fördern (Conroy & Brown, 2002). Eine sprachpragmatische Therapie kann aber meistens effektiv mit linguistischen Zielen kombiniert werden. Anderson-Wood & Smith (2000) fassten Forschungsergebnisse zum Erscheinungsalter einiger Sprechakte zusammen. Diese hier aufgeführten Angaben sind allerdings keine gesicherten Normen, sondern Hinweise auf Anfängeder Fertigkeit. Auch bei regelhafter Sprachentwicklung sind große Schwankungen im Auftretensalter der pragmatischen Fähigkeiten zu erwarten. Weitere Forschung ist notwendig, um normbasierte Daten über Sprachfunktionen zu erstellen. Die Entwicklung der sprachlichen Einstimmung auf die Umwelt verläuft bis ins Erwachsenenalter. Hinzu kommen noch die non-verbalen Verhaltensweisen, die in der Kommunikation eine wichtige Rolle spielen. Der Gebrauch von Signalen wie zum Beispiel Blickkontakt, Lautstärke, Sprechpausen usw. gehört auch zum kompetenten sozialen Umgang. Gleichzeitig sind gerade diese Gebiete stark kulturabhängig (s. zum Beispiel Bernacki Jonk & Enns, 2009). Die aufgelisteten Sprechakte sind eingeteilt nach der Funktion der Mitteilung. Eine soziale Mitteilung (auf der linken Seite der Tabelle) hat das Ziel einer Interaktion; eine Mitteilung zur Bedürfnisbefriedigung (auf der rechten Seite der Tabelle) hat das Ziel einer Änderung der Umwelt, also die Ausführung eines Wunsches. Einige Funktionen sind in der Mitte angesiedelt, weil sie sowohl für Interaktionszwecke wie auch zum Zwecke einer Änderung der Umwelt eingesetzt werden. So wird deutlich, wie sehr ein Kind auf dem autistischen Spektrum in der Kommunikation eingeschränkt ist, wenn es sich nur mitteilt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Höflichkeitsfunktionen, also formale Umgangsformen, sind getrennt angeführt. Wörter bzw. Gesten für die frühen Umgangsformen sind wichtige Ziele, weil sie oft in eine sofortige Verstärkung seitens der Umwelt resultieren. Nach dieser Tabelle werden ausgewählte allgemeine Sprechakte aufgeführt.
Abb. 1 Ausgewählte Sprechakte Literatur: Abbeduto, L., Short-Meyerson, K. (2002) Linguistic Influences on Social Interaction, in: H. Goldstein, L.A. Kaczmarek and K.M. English, (Eds), Promoting social communication, Baltimore: Paul H. Brookes, 27 - 54. Andersen-Wood, und Smith, B. (2000) Working with Pragmatics. Oxon: Winslow Press. Bernacki Jonk, L. & Enns, C. E. (2009). Using culturally appropriate methodology to explore Dene mothers' views on language facilitation. CASLPA Journal, 33(1), 34-41. Conroy, M., Brown, W. (2002) Preschool Children, Putting Research into Practice, in: H. Goldstein, L.A. Kaczmarek and K.M. English, (Eds), Promoting social communication, Baltimore: Paul H. Brookes, 211 - 238. Perkins, M. (2007). Pragmatic Impairment. Cambridge: Cambridge University Press. Tools for Analysing Talk, Electronic Edition http://childes.psy.cmu.edu/manuals/chat.pdf , July, 2009. Ninio, A. (1991). Introduction to the Ninio and Wheeler taxonomy of verbal communicative acts and to the INCA abridged version. Paper presented at the Biennial Meeting of the Society for Research in Child Development, Seattle. http://micro5.mscc.huji.ac.il/~msninio/papers.html, Okt., 2008. Schelten-Cornish, S. (2006). Die polarisierte Aufmerksamkeit in der Sprachtherapie: Zielimmanente Wiederholung bei nicht oder kaum sprechenden Kindern. L.O.G.O.S. Interdisziplinär, 14 , (4), 256 - 263. Schelten-Cornish, S., Wirts, C. (2008). Beobachtungsbogen für vorsprachliche Fähigkeiten und Eltern-Kind-Interaktion (BFI). L.O.G.O.S. Interdisziplinär, 16 (4), S. 262-270. Warren, S., Yoder, P., Leew, S. (2002) Promoting Social-Communicative Development in Infants and Toddlers, in in: H. Goldstein, L.A. Kaczmarek and K.M. English, (Eds), Promoting social communication, Baltimore: Paul H. Brookes, 121 - 150. |